Was ist eigentlich „Zero Trust“?

In unserer zunehmend vernetzten Welt ist die Sicherheit von Daten und Netzwerken wichtiger denn je. Mit der rasanten Zunahme von Cyberangriffen haben Unternehmen und Einzelpersonen gleichermaßen erkannt, dass traditionelle Sicherheitsmaßnahmen oft nicht ausreichen. In diesem Kontext ist das Zero Trust-Modell zu einem wichtigen Paradigma in der Cybersicherheit geworden. Aber was bedeutet „Zero Trust“ eigentlich und warum ist es so wichtig?

Zero Trust: Ein neues Sicherheitsparadigma

Das Konzept von Zero Trust, zu Deutsch „null Vertrauen“, wurde 2010 von John Kindervag, einem ehemaligen Analysten bei Forrester Research, eingeführt. Es handelt sich um ein Sicherheitsmodell, das auf der Annahme basiert, dass keine interne oder externe Anforderung oder Aktivität automatisch als vertrauenswürdig eingestuft werden sollte. In traditionellen Sicherheitsmodellen wird oft angenommen, dass alles, was sich innerhalb des Netzwerkperimeters befindet, sicher ist. Zero Trust verwirft diese Annahme und fordert stattdessen, dass jede einzelne Anforderung oder Aktivität validiert wird, bevor der Zugriff gewährt wird.

Die Säulen von Zero Trust

Die Umsetzung von Zero Trust erfordert eine Kombination aus Technologien und Strategien, die zusammenwirken, um ein starkes Sicherheitsnetz zu bilden:

  1. Identitäts- und Zugriffsmanagement (IAM): Das IAM ist eine Kernkomponente von Zero Trust. Es gewährleistet, dass nur berechtigte Benutzer und Geräte auf Netzwerkressourcen zugreifen können. Dabei spielt die Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) eine zentrale Rolle. Die MFA stellt die Identität eines Benutzers durch die Kombination mehrerer unterschiedlicher Nachweise sicher, z. B. etwas, das der Benutzer weiß (ein Passwort), etwas, das er besitzt (ein Token oder ein Smartphone), und etwas, das er ist (biometrische Daten).
  2. Mikrosegmentierung: Die Mikrosegmentierung ist eine weitere wichtige Komponente von Zero Trust. Anstatt ein großes, einheitliches Netzwerk zu haben, wird das Netzwerk in kleinere, überschaubare Teile unterteilt. Diese Teile, auch Segmente genannt, können individuell abgesichert werden. Sollte ein Angreifer Zugriff auf einen Teil des Netzwerks erlangen, ist der Schaden begrenzt und kann nicht auf das gesamte Netzwerk übergreifen. Dies verhindert die laterale Bewegung von Bedrohungen innerhalb des Netzwerks.
  3. Least-Privilege-Zugriff: Zero Trust folgt dem Prinzip des geringstmöglichen Privilegs. Dies bedeutet, dass Benutzern und Systemen nur die minimalen Berechtigungen gewährt werden, die sie benötigen, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Durch die Einschränkung des Zugriffs auf das Nötigste wird das Risiko einer Überbeanspruchung oder eines Missbrauchs von Berechtigungen minimiert.
  4. Verschlüsselung: Bei Zero Trust wird der Datenverkehr sowohl im Ruhezustand als auch während der Übertragung verschlüsselt. Dies stellt sicher, dass selbst wenn Daten abgefangen werden, sie für den Angreifer nutzlos sind, da sie ohne den richtigen Schlüssel nicht gelesen oder verstanden werden können.
  5. Sicherheitsinformationen und Ereignismanagement (SIEM): Ein SIEM-System sammelt und analysiert kontinuierlich Sicherheitsereignisse und -logs aus dem gesamten Netzwerk. Durch das Erkennen von Mustern und Anomalien kann das System ungewöhnliche Aktivitäten identifizieren und Alarme auslösen, sodass Sicherheitsteams schnell reagieren und mögliche Sicherheitsverletzungen eingrenzen können.

Warum ist Zero Trust wichtig?

Zero Trust ist von entscheidender Bedeutung, weil es einen Paradigmenwechsel in der Art und Weise darstellt, wie wir über Sicherheit denken. Traditionelle Sicherheitsmodelle folgen einem „Trust but Verify“-Ansatz, der oft zu einem falschen Sicherheitsgefühl führt. Zero Trust hingegen geht davon aus, dass Bedrohungen überall lauern können – sowohl außerhalb als auch innerhalb des Netzwerks.

Durch die konsequente Anwendung der Zero Trust-Prinzipien können Unternehmen ihre Sicherheitsmaßnahmen verstärken und ein hohes Maß an Schutz gegen eine Vielzahl von Cyberangriffen gewährleisten. Dies ist besonders wichtig in einer Zeit, in der Cyberangriffe immer ausgefeilter werden und traditionelle Sicherheitsmaßnahmen oft nicht mehr ausreichen.

Darüber hinaus bietet Zero Trust den Vorteil der Skalierbarkeit. In einer zunehmend vernetzten Welt, in der Mitarbeiter von überall aus arbeiten und eine Vielzahl von Geräten und Anwendungen verwenden können, ermöglicht Zero Trust eine sichere und kontrollierte Nutzung von Netzwerkressourcen.

Fazit

In einer Zeit, in der Daten das neue Gold sind und Cyberangriffe zur neuen Normalität geworden sind, ist es unabdingbar, robuste und effektive Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen. Das Zero Trust-Modell bietet eine solide und umfassende Strategie, um genau das zu erreichen. Es geht davon aus, dass Vertrauen ein Risiko ist und dass jede Anforderung und Aktivität, unabhängig von ihrem Ursprung, validiert werden muss. In diesem Sinne: Vertrauen ist gut, Zero Trust ist besser.